
Ihr Lieben,
heute schreibe ich über ein Thema, welches gerne „unter den Teppich gekehrt“ oder auch „Tod geschwiegen“! wird. Vielleicht aus Angst, aus Unsicherheit oder eben weil jemand nichts damit zu tun haben möchte. Doch zuerst einmal gefragt….. „Was ist ein Sternenkind“?
Ein Sternenkind ist ein Kind, welches nicht leben konnte oder durfte. Das Kind oder die Kinder sind bis zu einem gewissen Zeitpunkt im Mutterleib gewachsen und durch verschiedenste Umstände war oder ist ein irdisches Leben nicht möglich. Sei es, das diese besonderen Kinder nicht Lebensfähig sind oder gar von ihren Müttern abgetrieben werden (müssen).
Was bleibt, wenn diese Kinder zu den Sternen (dieser Vergleich gefällt mir persönlich sehr gut) gegangen sind, ist die Trauer, das Trauma…. in den Familien, bei den Geschwistern, den Eltern – doch im besonderen bei den Müttern, die oftmals diese Kinder auf natürlichem Weg zur Welt bringen müssen… in dem Wissen, das dieses Kind, auf das man sich so sehr freute, nicht mehr lebt, oder sehr bald sterben wird. Wer nicht unmittelbar davon betroffen ist, vermag sich kaum in diese Situation hinein versetzen, geschweige denn kann nachfühlen, in welcher Ausnahmesituationen diese Frauen sind. Das Wunder der Geburt wird zum Alptraum, Wünsche, Hoffnungen, Träume, Sehnsucht…. alles dahin….. eine wahrlich furchtbare Situation und Erfahrung.
Ich selbst bin Mutter von 5 Kindern….. 2 davon sind Sternenkinder.
Mein erstes Kind verlor ich noch am Ende des 1. Drittels der Schwangerschaft – Spontanabgang hieß es damals vor mehr als 25 Jahren. Mehr Erklärung oder Unterstützung gab es nicht für mich…. auch in der Familie wurde nicht darüber geredet, ich war mit meinem Schmerz allein. Wenn jemand mal etwas sagte, dann waren es Kommentare wie: „Vielleicht war es behindert“, oder „ist besser so!“, oder „du kannst noch viele Kinder bekommen, werd doch einfach wieder schwanger!“. Ja klar…. so einfach…. 😦
Die ganze Zeit danach fragte ich mich, wie wäre es wohl wenn „es“ noch da wäre…. wie würde es sich anfühlen? Wann würde ich die Bewegungen spüren? Wie würde „es“ aussehen? Fragen über Fragen und die Zeit bleibt nicht stehen. Zum errechneten Geburtstermin wurde es nochmal ganz schlimm für mich…. Träume quälten mich, Vorwürfe erhob ich gegen mich, ob ich denn etwas verkehrt gemacht hätte – Gedankenkarussel pur. In diesen Träumen sah ich „ihn“, meinen Sohn. Heute weiß ich, das er mit mir auf Seelenebene kommunizierte, doch damals konnte ich es noch nicht verstehen.
Dann wurde es etwas besser und ich wurde kurze zeit darauf wieder schwanger….
Wir freuten uns sehr doch die Angst blieb erstmal. Die Angst davor, das es wieder passieren könnte. Jedes ziepen im Bauch schwor in mir Ängste hervor, doch diesmal ging alles gut! Unsere 1. Tochter wurde geboren und ich war erfüllt vor Glück. Die Wehmut drängte ich weg soweit es ging. 2 Jahre später folgte dann ein gesunder Stammhalter und weitere 2 Jahre später unsere jüngste Tochter. 3 gesunde Kinder innerhalb 4 Jahren, auch das rief den einen oder anderen komischen Kommentar hervor. Doch das traf mich damals nicht mehr so sehr. ich hatte meine 3 süßen Kinder und damit genug zu tun – also ließ ich die Leute reden……
Kurze Zeit darauf stellte sich die Frage in den Raum, wie weiter verhüten….. mein Mann wollte sich nicht sterilisieren lassen und ich nicht weiter die Pille nehmen, also herrschte erstmal „dicke Luft“…. und ich nahm die Pille wieder, bekam jedoch eine Magenverstimmung und der Schutz war dahin – und ich erneut schwanger! Eine extreme Situation damals, auch wenn ich aus heutiger Sicht sagen kann, ich war gefangen in den Fallstricken von Erwartungen und Forderungen aus meinem Umfeld. Der Vater meiner Kinder stellt mich quasi vor die Wahl: Entweder das 4. Kind oder er!!!!
Eine furchtbare Situation für mich, denn ich traute mich nicht mit jemanden darüber zu sprechen. Mein Frauenarzt meinte nur ich bekäme ohne Probleme die Indikation für einen Abbruch, es wäre nicht mehr als ein Gespräch nötig. Er verwies mich zu Pro Familia wo ich auch sehr schnell einen Termin bekam. Ich fuhr alleine dorthin, denn es sollte ja niemand wissen was los war und mein Mann passte in dieser Zeit auf die Kinder auf. Irgend etwas in mir hoffte, das ich dort einen ehrlichen Rat bekommen könnte, das mir jemand Hilfe anbot, das die Mitarbeiterinnen dort meine Not sahen, doch weit gefehlt!
2- 3 kurze Fragen und schwupps – der Zettel wurde ausgefüllt, unterschrieben und abgestempelt! Keine Frage danach wie es mir mit dieser Entscheidung geht, ob ich damit umgehen kann, ob ich unter Druck gesetzt bin oder wirklich frei und klar entscheide – nichts dergleichen! Ich fuhr also wieder nach Hause – wie in Trance und versuchte alles auszublenden. Daheim kam nur die kurze Frage: „Na, hat alles geklappt?“, und damit war die „Sache“ erstmal erledigt. Doch je näher der Termin im Krankenhaus rückte, um sp panischer wurde ich innerlich – und sprach noch immer mit niemanden darüber. Vielleicht aus Angst? Vielleicht aus Scham? Vielleicht wusste ich es zu diesem Zeitpunkt nicht besser….. jedenfalls kam der berüchtigte Tag x und ich kam ins Krankenhaus. Dort kurze Verabschiedung Seitens meines Mannes mit den Worten: „Kopf hoch und machs gut!“, und weg war er….. und das ganze Prozedere ging los. Ab zur Untersuchung und die diensthabene Frauenärztin wurde barsch im Ton weil ich dort nur weinte. Weit und breit kein Verständnis, keine Fragen….. nur meine Ohnmacht, die ich fühlte. Dann wurde ich in den OP geschoben und wäre doch am liebsten davon gelaufen – ich fühlte mich so schrecklich!
Das Aufwachen aus der Narkose war furchtbar, mir war übel, der Kreislauf spielte verrückt und in meinen Gedanken hallte immer nur ein einziger Satz:
„Du hast gerade dein Kind umgebracht!“.
Tagelang war ich ein Häufchen Elend und ich sprach noch immer mit niemanden darüber. Verschloss alles tief in mir und versuchte, meinen anderen 3 lebenden Kindern eine gute Mutter zu sein. Manchmal hatte ich sogar Zweifel, ob ich das könnte – ja sogar ob ich das nach diesem Abbruch überhaupt dürfte! Es war eine fast unwirkliche Zeit…. meine Gedanken hingen bei meinem toten Kind…. ich war sicher, auch dies wäre ein Junge geworden, und meinen 3 Kindern, die meine volle Aufmerksamkeit brauchten.
Nun sind viele Jahre vergangen und so viel ist geschehen…. heute weiß ich, das meine 2 Sternenkinder und ich auf Seelenebene uns genau für diese Erfahrungen „verabredet“ hatten und ich weiß das mein „ältester Sohn“ mich noch immer von dort drüben begleitet und mein jüngstes Kind wäre ein Mädchen geworden und sie ist heute bereits wieder in einer anderen Familie als Mädchen inkarniert! Dort hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, ihren irdischen Eltern beim erkennen und erwachen dienlich zu sein…. sie ist nun ca. 6 Jahre alt und geht sogar schon zur Schule. Ich schreibe heute zum ersten mal darüber, das ich es weiß….. allein dieses Wissen fühlte sich lange zeit irgendwie „komisch“ an, und dennoch wahr! Woher ich es weiß?? Vom Vater dieser 5 Kinder, der inzwischen selbst auf der anderen Seite ist 🙂
Heute kann ich „meinen beiden“ dankbar sein….. und spüre noch die Verbindung, die uns immer miteinander zusammen hält 🙂
So, dies sind meine Erfahrungen mit meinen Sternenkindern….. ich wünsche allen betroffenen Eltern, Familien und vor allem den Müttern die nötige Kraft, mit dieser Erfahrung umzugehen und immer eine helfende und verständnisvolle Hand, die unterstützt und auffängt!
Herzliche Grüße
Sabine
Hier ist eine Seite die ich beim stöbern im Netz entdeckt habe, vielleicht hilft sie dem einen oder anderen weiter:
Sternenkinder
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