Die aktuelle Flüchtlingskrise löst bei vielen Menschen große Ängste aus. Bisher haben sich die Konflikte und Kriege in fernen Ländern abgespielt. Jetzt erleben wir deren Auswirkungen direkt vor unseren Haustüren. Deutschland hat sich verändert. Der Wind globaler Krisen ist jetzt auch hierzulande spürbar. In diesem Beitrag möchte ich nicht auf die Ursachen oder mögliche Lösungen der Flüchtlingskrise eingehen. Mir geht es vielmehr um den spirituellen Aspekt, vor allem um den Umgang mit den damit verbundenen Ängsten.
Zeiten der Krise sind Zeiten der Prüfung. Jetzt zeigt sich, wer sein Haus auf Sand und wer es auf Fels gebaut hat. Viele spirituell interessierte Menschen denken, die Beschäftigung mit Spiritualität diene allein dazu, das Leben etwas angenehmer zu gestalten, als Teil der Wellness, sozusagen. Diese Art von „Schönwetterspiritualität“ ist für den Menschen dann ein „nice to have“, aber kein „must have“.
Wer hingegen die Bedeutung von echter Spiritualität erkannt hat weiß, dass sie keine Nebensächlichkeit ist, sondern die zentrale Säule im Leben darstellen sollte. Sie ist es, die letztendlich trägt, wenn alles andere wegbricht. Damit sie das leisten kann, muss sie allerdings erst einmal aufgebaut und stabilisiert werden. Wer sich durch Hinterfragen der Dinge zu einer spirituellen Weltsicht durchgerungen und sich mit Hilfe effektiver Meditation in seiner Mitte verankert hat, der kann in Gelassenheit das Drama der Welt an sich vorüberziehen lassen. Dem spirituellen Menschen ist bewusst, dass die Quelle von Zuversicht und Kraft in ihm selbst zu finden ist und er damit jede Angst bewältigen kann.
Aber wie erreicht man diesen erstrebenswerten Zustand konkret? In meinem Beitrag Der Gefühlskompass habe ich beschrieben, wie die feinstoffliche Welt über tiefliegende Gefühle mit uns kommuniziert und uns die Richtung im Leben zeigt. Gefühle haben viele Namen, sie lassen sich jedoch in zwei große Gruppen einteilen: In positive und in negative Gefühle. Wenn wir glücklich sind, erleben wir überwiegend positive Gefühle. Wenn es uns schlecht geht, überwiegen die negativen Gefühle.
Derzeit schwappt eine Welle von Angstenergie über Deutschland und weite Teile Europas, ausgelöst durch die nicht enden wollenden Flüchtlingsströme. Ein äußeres Ereignis weckt in unserem Inneren das negative Gefühl der Angst. Ein Gefühl, das wir so schnell wie möglich wieder los werden wollen. Aber wie sollten wir das anstellen? Die Standardlösung besteht darin, die Situation im Außen zu verändern. Wenn der Auslöser der Angst verschwindet, verschwindet auch wieder die damit verbundene Angst. Dann wäre wieder alles gut, oder?
Deswegen wird der Ruf an die Politik, endlich zu handeln, immer lauter. Die meisten Menschen sind wie Nussschalen auf dem Ozean. Mal werden sie vom Sturm in die eine Richtung getrieben, mal in die andere. Sie sind den äußeren Umständen hilflos ausgeliefert und dauernd damit beschäftigt, diese zu ändern, damit sie sich wieder besser fühlen können. Der spirituelle Mensch kennt jedoch einen viel besseren Weg. Er hat gelernt, sein Seelenleben bewusst wahr zu nehmen und mit den Seelenkräften aktiv zu arbeiten. Er weiß, dass er seinen inneren Ängsten begegnen und sie auflösen kann. Er weiß, wie er das Ruder selbst in die Hand nehmen kann, um wenn notwendig, auch mal gegen die Strömung zu steuern.
Der spirituelle Mensch wartet nicht, bis die Politik sein Angstproblem gelöst hat. Stattdessen ist er sich dessen bewusst, dass er seine Gefühlswelt selbst gestalten kann. Er sieht den äußeren Anlass als Chance und sagt sich: „Die Flüchtlingskrise löst in mir schlummernde Ängste aus. Das ist gut, denn jetzt nehme ich sie bewusst wahr und kann sie auflösen, was mich in meiner seelischen Entwicklung wieder einen großen Schritt voran bringt.“
Anstatt in Angststarre zu verfallen, zündet er eine Kerze an, setzt sich hin und beginnt sich innerlich mit den Kräften des Lichts und der positiven Energien zu verbinden. Wenn er darin geübt ist, stellt er in wenigen Minuten fest, wie positive Gefühle die Dunkelheit der Angst durchdringen und sie auflösen. Es ist wie mit einem dunklen Raum, in dem der Lichtschalter angeknipst wird. Die beklemmende Angst verschwindet, während sich Zuversicht, Kraft und innerer Friede breit machen. Der spirituelle Mensch weiß, dass er jederzeit Zugang zu dieser Kraftquelle hat. Es ist nur eine Frage der inneren Entscheidung. Durch regelmäßiges inneres Auftanken dieses positiven Kraftstoffes dreht er seinen energetischen Zustand um 180° aus dem deprimierenden Bereich wieder in den sich gut anfühlenden zuversichtlichen Bereich.
An der äußeren Situation hat sich erstmals nichts geändert, aber innerlich fühlt er sich wie neu geboren. Er hat jetzt die Kraft und das Vertrauen, hinaus zu gehen in die Welt und ganz nach seinen Möglichkeiten die Fülle seiner positiven Energie einzubringen, um die Außenwelt ein kleines Bisschen besser zu machen. Seine erste Verantwortung gilt jedoch seinem eigenen seelischen Zustand. Erst an zweiter Stelle kommt das Wirken im Außen. Von welchem positiven Nutzen könnte er sein, wenn er innerlich von Angst erfüllt ist? Er möchte sich freudvoll, stark und zuversichtlich fühlen. Aus diesem Empfinden heraus kann sein Wirken in der Welt seine positive Kraft entfalten. So ist der wahre spirituelle Mensch keine Nussschale auf dem Ozean sondern ein Fels in der Brandung.