Wenn Trauer die eigenen Enkel verstößt….

Ihr Lieben,

heute schreibe ich einen sehr persönlichen Artikel….. ich weiß durchaus, das dies auch aus der Emotion heraus geschieht, jedoch muß es raus! Ich hatte durchaus vor wenigstens eine Nacht darüber zu schlafen, doch gelingt mir das leider nicht……. bin halt auch nur ein Mensch!

Wer mich etwas kennt und den einen oder anderen persönlichen Artikel hier von mir gelesen hat, weiß um die Trauerfälle innerhalb meiner Familie und auch darum, das die Familie durch die Trennung von meinem ersten Mann und seinem späteren Suizid in 2 Teile gespalten ist. Unsere 3 gemeinsamen Kinder waren plötzlich nur noch „meine“, die Großeltern Väterlicherseits mieden den Kontakt….. erst kaum merklich, doch dann immer mehr. Dieses mündete sogar darin, das sie weder erfuhren, das der Großvater vor kurzem im Krankenhaus war. Ich ermunterte die Kinder (inzwischen ja junge Erwachsene, trotzdem MEINE Kinder!) nochmal den Kontakt zu suchen, um zu klären, denn eines Tages wird es dann dazu zu spät sein.

Mein Sohn hat es getan, er fuhr ins Krankenhaus um den Opa zu besuchen und wurde mit den harten Worten empfangen: „Was willst du denn hier?“.  Eine Versöhnung oder ein Zulassen gab es nicht. Doch für meinen Sohn war es wichtig, es zumindest versucht zu haben.

Meine Töchter gingen anders damit um. Die Jüngste bot der Großmutter an, sie auch mal ins Krankenhaus zu fahren, doch die Oma drehte sich immer weg. Selbst wenn sie ihr mit ihrem Hund auf der Straße begegnete….. ich kann nur erahnen, was dieses Verhalten in den Seelen anrichtete.

Meine Große war diejenige die versuchte aus der Ferne, wenigstens ab und an Kontakt zu halten, wie Anrufe zu den Geburtstagen, Weihnachten und mal zwischendurch, doch immer wieder wurde sie mehr oder weniger abgewimmelt….. sogar auf einen 4 Seiten langen Brief im letzten Jahr kam keine Antwort. Nach Außen hin tat sie immer, als sei ihr das dann egal, wenn etwas geschieht, doch wir wissen ja alle, wenn dann etwas Eintritt, wie ein Todesfall, dann kommen natürlich Trauer und auch mitunter unverarbeitete Dinge hoch.

Der Gipfel war jedoch, das wir vor ca. 2 Wochen aus der Zeitung erfuhren, das der Opa nun verstorben sei! Das Inserat war im kirchlichen Teil der Tagesszeitung, also keine Traueranzeige der Familie, denn sie wollten ja nicht, das meine Kinder etwas erfahren! Doch durch diese kleine fast unscheinbare Anzeige brach natürlich die kleine, bereits von Scherben und Trümmern übersähte Welt der Kids zusammen – mal wieder 😦

Die Danksagung jedoch einige Tage später war unterschrieben mit: Im Namen der gesammten Familie   – welch ein Hohn!

Ich versuchte zu dem Zeitpunkt noch heraus zu finden, wann die Trauerfeier sein würde, doch es war bereits alles zu spät und „gelaufen“! Die Kinder hatten keine Möglichkeit mehr, bei einer Trauerfeier gemeinsam von ihrem Großvater Abschied zu nehmen. Mir zerriss es innerlich schier das Herz. Ich spürte die Wut, die Trauer, die Traurigkeit und Fassungslosigkeit und konnte doch nichts tun. Also schrieb ich, nach 7 Jahren Funkstille mit mir und der Familie meines Exmannes, an meine Exschwiegermutter einen langen Brief, eine Kopie davon ging an meinen Exschwager. Ich wollte sie aufrütteln, erinnern, das ja in den 3 Kindern ein Teil ihres Sohnes weiter lebt und sie ja damals immer gern bei uns waren oder auch die Kinder zu sich holten…… natürlich kam da keine Reaktion! Doch mir war es wichtig auch mitzuteilen, das ich mich mit meinem Exmann ganz kurz vor seinem Tod ausgesprochen hatte. Nur wurde ich durch meinen letzten Besuch bei ihm als Schuldige abgestempelt, denn für diese Familie stand fest: Ich hatte ihn in den Tod getrieben! Ich schwieg damals, weil ich wusste, es war seine Entscheidung so von dieser Welt zu gehen….. das kann man hier im Blog alles nachlesen…..

Meine älteste Tochter war jedoch nun über diese Botschaft vom Tode des Opas und das man sie und ihre Geschwister so außen vor gehalten hat, vollkommen außer sich. Am liebsten hätte sie eine Anzeige in die zeitung gesetzt, doch ich konnte sie überzeugen, das sie damit nichts gewonnen hat. Sie schrieb also einen Brief an ihre Oma….. erzählte von ihrem Leben in der Zwischenzeit, bat um Kontakt, hin und wieder einen Anruf und wollte natürlich auch klar wissen, ob die Oma noch weiteren Kontakt wünschte oder nicht.

Vorgestern geschah dann sozusagen ein „kleines Wunder“, denn die Oma rief sie tatsächlich an. Sie war einverstanden das es hin und wieder ein paar Telefonate geben sollte, vielleicht sogar auch mal ein Treffen, ein gemeinsames zum Friedhof gehen, und sie sagte auch, das sie wohl auch einiges falsch gemacht hätte, der Opa jedoch aus verschiedensten Gründen nun mal nicht wollte das die Kinder davon erfahren. Meiner Tochter gelang es zu sagen: „Schwamm drüber, das kann ich jetzt so akzeptieren, lass uns doch nochmal gemeinsam neu anfangen!“.  In meinen Augen zeugt das von wahrer Größe!

Sie war so glücklich! Ich freute mich sehr für sie und hatte doch ein Ungutes Gefühl. Meine beiden anderen Kinder waren von dieser Vorgehensweise, also von dem verschweigen, so getroffen, das sie sagten, im Augenblick sind sie zu wütend, würden selbst keinen Kontakt mehr wollen – jedenfalls für die nächste Zeit nicht. Konnte ich auch verstehen!

Nun, mein ungutes Gefühl hat sich heute bestätigt 😦

Meine Tochter rief mich an um zu sagen, das die Oma erneut anrief um ihr nun mitzuteilen, das sie doch keinen Kontakt mehr will. Sie hätte auf Grund des Briefes so unruhig geschlafen und sie sieht ihren verstorbenen Mann im Traum, also möchte sie das bischen Zeit was ihr noch bleibt lieber in Ruhe leben!

UNFASSBAR!!!! Ich gebe zu, ich bin so wütend! Meine Tochter ist so unendlich traurig, enttäuscht, maßlos entsetzt…. nun muß sie auch noch damit wieder fertig werden.

Mein Sohn sagte darauf zu mir, es sei ihm egal (was ich nicht wirklich glauben kann), doch er ist sich sicher, das es eines Tages, wenn es einen Himmel gibt, die Antwort geben wird für dieses Verhalten und zwar von seinem Vater an dessen Mutter! Dieses scheint ihm ein kleiner Trost zu sein…… und ich wieß durch eine liebe Freundin, die mir schon einige Male ermöglicht hat über sie mit meinem verstorbenen Exmann zu kommunizieren, das er für dieses Verhalten so gar kein Verständnis hat und es nicht gutheißen kann.

Sein eigener Vater, dem sei er im Jenseits bereits begegnet, doch hätte er ihn nicht als seinen Sohn erkannt, weil er noch zu sehr in seiner eigenen Verbitterung gefangen sei. Diese Verbitterung und auch die Schuldgefühle haben ihn buchstäblich in den letzten Jahren von innen aufgefressen! Er hatte Krebs, äußerst agressiv!

Nunja, das musste nun einfach mal raus……. und ich werde mir mit meinen Kindern gemeinsam etwas überlegen, wie wir weiter vorgehen werden….  Ich weiß durchaus, das der Schmerz einer Mutter unermesslich ist, wenn sie auf welche Weise auch immer ein Kind verliert, doch sind die eigenen Enkel denn so gar nichts wert? Ich finde dieses Verhalten so herzlos, zumal es ja noch einen Sohn (mein Exschwager) gibt, der widerum einen Sohn hat. Für den ist sie ja wohl nach wie vor da.

Es scheint zu stimmen was meine Kinder vor einigen Jahren sagten, als dieses Kind auf die Welt kam:

„Mama, nun haben sie einen neuen Enkel, nun wollen sie uns nicht mehr!“

7 Kommentare zu “Wenn Trauer die eigenen Enkel verstößt….

  1. Liebe Seelenliebe, des öfteren lese ich deinen Blog und es berührt mich immer sehr, wie viel Liebe und Verbundheit deine Beiträge ausstrahlen. Nun muss ich zum ersten mal einen Kommentar schreiben, danke für deinen Mut, dies hier zu schreiben, damit kommt alles in den Fluss.
    Ich fühle mit dir und deinem Schmerz, habe ich doch ähnliches erlebt. Mit allem Respek und in Liebe, auch wenn es schmerzt, akzeptier und segne die Entscheidung deiner Schwiegereltern, die noch im Schmerz und der Dunkelheit sind, sie dürfen sich so entscheiden, denn sie könne nicht anders.
    Es tut weh, zu sehen, wie die Kinder leiden, du willst ihnen Schmerz ersparen und vermitteln, doch sind sind junge Erwachsene, traue ihnen ihren Weg zu. Und kümmer dich um deine eigene Verletzlichkeit, deinen eigenen Schmerz. Schau wo du dich ausgegrenzt fühlst. Von Herzen mit Liebe und Kraft für deinen Weg
    ElkeMaria

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  2. Liebe Seelenliebe, es tut mir so unsagbar Leid für dich und deine Kinder. Ich kann dem ganzen so nachfühlen. Ist bei uns doch so etwas ähnliches. Ich wünsche euch ganz viel Segen, Kraft und Liebe.
    Gabi

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  3. Liebe Seelenliebe,
    die Menschen, die Dich am meisten verletzen, sind die Seelen, die Dich am tiefsten lieben. Ihr habt Euch irgendwann versprochen Euch gegenseitig an die Liebe in Euch zu erinnern.
    Viel Kraft und Liebe, Veronika

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  4. Liebe Seelenliebe! Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass Vergebung eine wunderbare Möglichkeit ist, Freiheit zu erlangen. Solange ich, auch einem gestorbenen Menschen, etwas nachtrage, bin ich gefesselt. Mit der Vergebung werfe ich eine riesige Last ab. Wenn ich mich in bedingungsloser Liebe befinde, kann keine Wut mehr in mir sein. Ich sehe dann, dass jeder Mensch das Recht hat, so zu sein wie er ist. Wenn mich an einem anderen Menschen noch etwas stört, blicke ich in mich hinein. Dort finde ich dann etwas, was geklärt werden sollte. Viel Lich und Liebe für Dich!!!

    Volker Specht

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  5. Hallo Sabine,
    ach du meine güte… was für ein Kummer.
    Irgendwie bekomm ich immer mehr den Eindruck, dass es bei ganz vielen Leuten solche und ähnliche Dinge gibt. Man sieht es nur nicht nach außen.
    Habe kürzlich auch grad wieder mit einer Frau gesprochen, die erzählte, was sie alles für Kummer hatte – und es noch nichtmal wo loswerden konnte. Sie sagte, niemand wisse, wieviel Tränen nur ihre Küche gesehen hat.

    Ich habe auch viel Absurdes (wirklich Absurdes!) in meiner Herkunfts-Familie. Und fang erst jetzt an zu checken! So lange habe ich gebraucht. Musste alles alleine herausfinden. Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Man hofft und hofft – um dann endlich zu erkennen, dass man den eigenen Eltern doch wurscht ist.

    Ich denk auch, viele Leute weigern sich, den schwierigen Dingen ihres eigenen Lebens (rechtzeitig) ins Gesicht zu sehen, weil die Schmerzen zu groß sind. Kann man einerseits auch verstehen. Aber dann kommt man ja auch nicht weiter – und es landet irgendwann in der Verbitterung. Sehr verzwickt.

    Alles Gute wünsche ich dir und deinen Kindern!

    Grüsse von frieda

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